Der Orchideenkäfig by Herbert Werner Franke

Der Orchideenkäfig by Herbert Werner Franke

Autor:Herbert Werner Franke
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: sf
ISBN: 3-442-23018-7
Herausgeber: Wilhelm Goldmann Verlag
veröffentlicht: 1981-12-31T20:00:00+00:00


9

Katja kniete noch vor Al am Boden, René versuchte aufzustehen. Er zitterte vor Aufregung, das Taschentuch entfiel seinen Händen, als er sich den Schweiß von der Stirn wischen wollte. Auch in Katja saß der Schreck – durch ihr Gesicht liefen Linien, die vorher nicht dagewesen waren.

Don sprang auf sie zu und riß sie beiseite.

»Jetzt ist es aber genug mit eurer Schmuserei!« Er gab Katja einen kräftigen Stoß, pflanzte sich vor Al auf und hob die zur Faust geballte Rechte.

»Ich werde dich lehren, mit deinen schmutzigen Fingern an Kat herumzugrapschen.«

Er holte aus und wollte die Faust auf den vor ihm auf dem Boden hockenden Al niedersausen lassen, doch René sprang hinzu und umschloß von hinten fest Dons Handgelenk. Erbost drehte dieser sich um. Er war aufgeregt, aber sein Gesicht trug keine Spuren eines besonderen Erlebnisses, besonders aber sein Verhalten gab zu denken. Es paßte nicht zu dem, was sie eben durchgemacht hatten.

René, der Don voll ins Gesicht sah, fand plötzlich die Erklärung.

»Du hast deine Erlebnisintensität herabgesetzt! Oh, du Schuft.« René konnte vor Empörung nicht weitersprechen und mußte zuerst einmal tief atmen, um sich zu fassen. »Pfui Teufel, schäm dich, du Feigling! Du hast es getan, gib es nur zu! Man tut einfach nicht mehr mit – wie? Man sieht gemütlich zu!«

Don vergaß alles andere vor dieser Anschuldigung. Er wurde bleich und versuchte sich zu rechtfertigen, aber sein Gestammel war nicht überzeugend; an den Blicken der anderen merkte er das deutlich. Der sonst fast stille René stand noch halb unter der Schockwirkung seines Abenteuers, und jetzt tobte er sich aus, schüttelte alles Erduldete und in sich Vergrabene aus sich heraus und ließ es an Don aus, der von diesem unerwarteten Ansturm derart überrannt wurde, daß er vergeblich nach seiner sonst so wirksamen Überzeugungskraft rang. Er gab es nicht zu, aber für die andern stand es fest: Er hatte in einer schwierigen Situation versagt.

Die kleine Gruppe sollte aber erst gar nicht zur Ruhe kommen; denn wieder rührte sich etwas zwischen den Maschinen. Eines der Schwebeboote tauchte auf, verschwand hinter einem Gebäude, kam wieder hervor. Es hing ein wenig schief in der Luft, es klirrte, als ob ein Regen von Scherben niederginge – und genau das war es auch: Das Heck schlitzte ein Glasdach von einer Seite einer Halle bis zur anderen auf. Ein Krach… zwei Masten waren geknickt und sanken fast zeitlupenhaft zur Seite. Wie Peitschenhiebe schlugen sie dann quer über die Dächer und ließen tiefe ausgezackte Narben zurück. Nur zweihundert Meter von ihnen jagte das Schwebeflugzeug auf die Ummauerung und zerschellte mit einer weißgrauen Fontäne aus auseinanderstiebenden Trümmern. Gleich darauf schlug die Schallwelle des Aufschlags mit schmerzhafter Wucht auf ihre Trommelfelle.

»Die ganze Innenstadt ist aus den Fugen«, sagte René. »Was, um alles in der Welt, mag geschehen sein?«

Bisher hatte keiner von ihnen Zeit gehabt, sich um die Ursachen des Aufruhrs zu kümmern. Als aber jetzt die Frage gestellt war, verband sich in Als Gehirn sofort die Erinnerung an ihre drei in den Schaltungen herumschraubenden Gegenspieler mit den gegenwärtigen Ereignissen.

»Kommt mit!« rief er. »Vielleicht können wir noch etwas retten.



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